Grußwort
Der Geschwister-Scholl-Preis, der seit 1980 von der Landeshauptstadt München gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehen wird, erinnert an das leuchtende Beispiel von Hans und Sophie Scholl, an ihren mutigen Widerstand gegen die nationalsozialistische Schreckensherrschaft. Heute, über sechs Jahrzehnte nach ihrer letzten Flugblattaktion, ihrer Entdeckung, Festnahme, Aburteilung und Hinrichtung ist das Eintreten für Freiheit und Menschenwürde, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland nicht mehr von einem rücksichtslos mordenden Staatsterror bedroht, dem die Geschwister Scholl und ihre Mitstreiter zum Opfer fielen. Dennoch ist deren Vermächtnis nach wie vor von beklemmender Aktualität. Der von Neonazis geplante und zum Glück verhinderte Bombenanschlag auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Kulturzentrums am Jakobsplatz (2003), die Wahlerfolge rechtsextremer Parteien und die Aufmärsche der Neonazis zeigen deutlich genug, dass es bei der jährlichen Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises keineswegs nur um die geschichtliche Aufarbeitung der deutschen NS-Vergangenheit gehen darf, sondern dass davon mehr denn je auch Anstöße zum demokratischen Widerstand gegen die wachsende Gefahr eines neuerlich erstarkenden Rechtsextremismus ausgehen müssen.
Die Bücher, die mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet wurden, setzen sich denn auch auf sehr unterschiedliche, aber immer eindrucksvolle Weise mit menschenverachtenden, antidemokratischen Taten und Denkmustern auseinander, mit historischen ebenso wie mit aktuellen. Es sind dabei nicht nur Dokumentationen des Bösen, sondern Werke, die immer wieder auch Hoffnung und Mut machen, die beweisen, dass es möglich war und ist, sich geistiger Verblendung zu entziehen und Menschlichkeit und Zivilcourage zu üben. Dass die ausgezeichneten Werke auch eine hohe literarische und wissenschaftliche Qualität aufweisen, versteht sich bei diesem angesehenen Preis ohnehin schon von selbst. Zu danken ist dies in besonderer Weise den zahlreichen Jury-Mitgliedern, den aktiven wie den ehemaligen, die mit ihren Vorschlägen – teilweise auch gegen kritische Einwände – zum mittlerweile internationalen Renommee des Preises beigetragen haben.
Klaus Füreder | Dieter Reiter |
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