Für sein Buch »Wir gehören dem Land« (Edition Moderne) wird Joe Sacco mit dem 42. Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.
Jurybegründung:
„Von München, New York, Montreal oder Portland (Oregon) aus gesehen leben die Dene am Ende der Welt, in bis heute kaum mit Straßen erschlossenen Gegenden der Nordwest-Territorien Kanadas. Die Dene selbst sehen sich mitten in einer Welt leben, von der sie sich nicht abgrenzen, wenn sie dazu nicht gezwungen werden. Das zeigt schon ihr Name: Dene heißt einfach Volk. Der deutsche Titel von Joe Saccos Buch bringt ihre Weltsicht auf eine Formel, die wie ein Bekenntnis aussieht, aber für die Dene eine Selbstverständlichkeit ausdrückt: ‚Wir gehören dem Land‘. Diese Ansicht ist das Gegenteil des Besitzindividualismus, mit dem die weißen Europäer und ihre Abkömmlinge in Übersee seit Jahrhunderten rechtfertigen, dass sie ihren Einflussbereich über die gesamte Erdoberfläche ausdehnen und die von ihnen vorgefundenen Völker zur Anpassung nötigen oder verdrängen. Das durch Bearbeitung des Landes geschaffene Privateigentum macht zu seinem Schutz die Aufteilung der Welt in Staaten notwendig: So hat der englische Philosoph John Locke den Kolonialismus begründet. In der Sicht der Dene kehrt diese Lizenz zur Ausbeutung und Privatisierung die natürlichen Verhältnisse um. Um sich und ihre Kinder so zu versorgen, wie sie es von ihren Vorfahren gelernt haben, sind sie auf Zusammenarbeit angewiesen, mit dem Land und miteinander. Man entnimmt dem Land, was man zum Leben braucht, und muss ihm dafür etwas zurückzahlen. So sagt es Saccos Originaltitel: ‚Paying the Land‘.
Vollständige Jurybegründung